Gassenküche in Luzern

von Bruder Hermann Holtkamp
Mein Name ist Bruder Hermann Holtkamp. Ich bin Redemptorist und seit dem 16. März diesen Jahres und arbeite zur Zeit als Praktikant in Luzern. Dabei geschieht meine Arbeit an zwei verschiedenen Stellen. Als erstes bin ich morgens in der Gassenküche und nachmittags im so genannten „Hotel Dieu“.

Die Gassenküche ist ein Ort, zu dem in erster Linie die Drogen- und Alkoholabhängigen der Stadt und der Region kommen. Aber auch viele Obdachlose und sonst irgendwie von Armut Betroffene kommen dort hin. Mit anderen Worten: Die untersten Schichten der Gesellschaft sind hier zu Gast.
Morgens von 10.00 Uhr bis abends um 18.00 Uhr hat die Gassenküche geöffnet. Von 10.00 bis 11.00 wird ein Frühstück herausgegeben, für einen Unkostenbeitrag von 2 Franken. Ab 12.00 gibt es dann eine warme Mahlzeit gegen 5 Franken.
In den Räumlichkeiten die zu der Gassenküche gehören gibt es auch eine „Fixerstube“. Dort können Drogenabhängige mit sauberem - also sterilem - Spritzenbesteck und unter medizinischer Aufsicht Drogen konsumieren. Dieses Angebot ist für die Betroffenen s ehr wichtig und es wird reger Gebrauch davon gemacht.
Weiter besteht in den Räumlichkeiten die Möglichkeit zu spielen, z.B. Tischfußball, Kartenspiele und draußen gibt es eine Tischtennisplatte. Auch gibt es Gelegenheit zu Gesprächen mit den Menschen, die zu uns kommen.

Meine Aufgabe in der Gassenküche ist es in erster Linie, in der Küche zu helfen. Ich bereite das Frühstück vor, gebe es aus, räume es wieder weg, helfe dann wenn nötig beim Kochen und gucke, dass alles in der Küche irgendwie rund läuft. Ich sorge auch für genügend Getränke und schaue nach dem Kaffeeautomaten.
Morgens beim Kochen gibt es für die Benutzer (wir sagen zu den Menschen hier einfach Benutzer) die Möglichkeit in der Küche zu helfen, d.h. Gemüse zu schneiden, abzuwaschen usw. Für diese Arbeit bekommen sie dann einen Lohn. Hier komme ich dann oft mit den Menschen ins Gespräch
Mittags helfe ich dann bei der Mittagsessensausgabe mit. Auch das ist eine sehr gute Gelegenheit mit den Menschen in Kontakt zu kommen und ihre Namen und ihre Geschichte zu erfahren. Diese Gelegenheit gibt es für mich natürlich auch bei der Frühstückausgabe. Für mich persönlich ist es sehr wichtig mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

In der ersten Zeit fiel es mir durch den Schweizer Dialekt schwer die Menschen zu verstehen. Aber daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt und komme immer besser damit mit klar und es gelingt mir immer besser die Menschen zu verstehen.
Was mich manchmal wirklich erschüttert und betroffen macht ist, dass es Menschen gibt die aus einem gutbürgerlichen Leben kommen und dann durch irgendeinen schweren Schicksalsschlag in die Drogenszene abgestürzt sind. Viele kommen natürlich auch aus kaputten Familienverhältnissen wo die Eltern schon Drogen genommen haben.
Ich denke, das wichtigste ist es ganz einfach für diese Menschen da zu sein. Warum sie Drogen nehmen, ist erst mal zweitrangig. Wichtig ist, dass man zunächst erst mal ihre Situation so akzeptiert wie sie ist.

Meine zweite Praktikumsstelle ist im „Hotel Dieu“ genannt Stutzegg. Dort treffen sich Menschen die von Armut betroffen, psychisch krank oder einfach einsam sind. Drogen spielen hier keine allzu große Rolle. Wichtig sind hier das Gespräch und vor allem das Zuhören.
Wir vom Team schenken Kaffee und Getränke aus, an manchen Tagen wird auch gekocht und wir spielen auch etwas zusammen.
Auch veranstalten wir manchmal Aktionstage, z.B. wird dann etwas gemalt oder wir veranstalten einen Wandertag.

Für mich ist der Stutzegg ein kleines Kontrastprogramm zur Gassenküche. Die Atmosphäre ist ruhiger und etwas gelassener. Es ist so etwas wie ein geschützter Raum, der aber immer offen ist für Neueinsteiger. Wie schon gesagt, zuhören ist hier am wichtigsten.